Freiheit!

Ich weiß nicht, wie es dir geht mit dem Beginn eines neuen Jahrs, aber vielleicht kennst du diesen Gedanken: “Dieses Jahr wird alles anders! Tschaka!! Ich werde sechs Kilo abnehmen und dann ist alles gut!” Vielleicht ist es bei dir nicht das Gewicht, sondern andere Lebensbereiche: “Ich werde endlich organisierter / ordentlicher / erfolgreicher etc.”

Früher habe ich das Jahr hoffnungsfroh und traditionsgemäß mit neuen, manchmal abstrusen Diätversuchen gestartet. Ich denke mit Schaudern an die Kohlsuppe, die ich eine Woche lang herunter würgte und tatsächlich rasant abnahm. Nicht wegen der Kohlsuppe, sondern weil ich sie nach drei Tagen wegkippte und gar nichts mehr aß. Lieber Luft statt noch einen Löffel Kohlsuppe!

Ich hatte immer eine gewisse Gewichtszahl vor Augen. Wie verblendet war ich! Aber seit meinem letzten Blogeintrag formt sich ein für mich völlig neuer, ja revolutionärer und befreiender Gedanke. Es sind meine Gewohnheiten, auf die es ankommt, nicht die Zahl. Heute morgen stand ich vor der Waage im Bad und ich wusste, dass ich mein Ziel verwerfen muss. Ich will keine Zahl mehr. Denn jedes Mal, wenn ich mein Ziel erreiche, kann ich es nicht halten. Ich fühle mich dann, als hätte ich erst unter Mühe bei Olympia eine Goldmedaille rausgeschunden, die mir hinterher wieder abgenommen wird.

Ätsch. Loser. Und ich trotte beschämt mit hängendem Kopf davon.

Es sind meine Gewohnheiten, die sich ändern dürfen. Das ist nie ein endgültiger Zielpunkt, sondern ein fließender Prozess. Durch Lebe Leichter hab ich ganzheitliche Grundprinzipien für gutes Essverhalten an die Hand bekommen. Nie, wirklich NIE, hätte ich von mir gedacht, dass ich es gut mit drei Mahlzeiten am Tag aushalte. Ich hatte anfangs befürchtet, dass ich während der langen Essenspausen zwischendrin zum rasenden Monster mutiere. Anfangs war das auch so (sorry an meine Familie für manche emotionalen Entgleisungen!). Aber mittlerweile ist es mir so zur Gewohnheit geworden, dass ich nicht mehr darüber nachdenke. Es sind die alltäglichen, hartnäckige Entscheidungen, die Gewohnheiten herausbilden. Wenn ich dabei Gewicht verliere: prima. Wenn ich dabei fitter und leistungsfähiger werde: noch besser (ich könnte zur Zeit ganze Wälder ausreißen!). Wenn ich tatsächlich irgendwann mal DIE Zahl auf der Waage sehe: ich freu mich und werde dank meiner Gewohnheiten nicht so schnell rückfällig.

Gute Gewohnheiten sind mehr als nur eine flüchtige Goldmedaille, die später in der Vitrine verstaubt und in ihrem Kielwasser eine Spur bittere Enttäuschung hinterlässt. Sie sind ein Rahmen, der uns (er-)hält, aber nie einengen soll.

Was ich mir in den letzten sechs Monaten angewöhnt habe:

– Viel Wasser trinken

– Weniger Kaffee

– Drei reichhaltige, wertvolle Mahlzeiten am Tag

– Ich esse kaum noch raffinierten Zucker

– Ich koche mittlerweile viel mit Bohnen, Hirse, Quinoa, Dinkel usw.

– Sport ist manchmal immer noch eine Quälerei. Aber ich bin 40. Machen wir uns nichts vor. Move your ass.

Das sind die Gewohnheiten, an denen ich jeden Tag arbeite und die mir helfen, eine kurzfristige Zielsetzung in den Wind zu schießen.

Wir sind zur Freiheit berufen und das gilt für uns Frauen vor allem in den Bereichen Körperwahrnehmung und Essverhalten. Weil hier unser Gedanken und Energien am stärksten gebunden werden können. Ein liebevoller Umgang mit uns selbst befreit uns von ewiger Selbstgeißelung. Ich schüttle die verheißungsvolle Zahl ab, die mir über Jahre Lügen zugeflüstert hat, was sich ENDLICH alles ändern würde, wenn…. Stattdessen beiße ich auch morgen wieder in einen Apfel statt in eine Tafel Schokolade. Und manchmal beiße ich auch voller Lebenslust in die Schokolade. Auch das darf sein. Auch das.

Freiheit. Auf dem Teller. Auf der Waage. Im Kopf.

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